Tysięcy dzięki Maria, „Matko“ Polska!
(Tausend Dank, Maria, „Mutter“ Polens!)Nicht nur „die Kastanien aus dem Feuer geholt“ – eine (Ge-) Denkpause (auch) an unsere östlichen Nachbarn
Pilgerfreunde und Lutherkenner sind dieses Jahr besonders auf zwei Ereignisse fixiert: zum einen das Compostela-Jahr (der Aposteltag Jakobus d.Ä. fällt auf einen Sonntag!) und zum anderen – im Kontext der Lutherdekade – die Erinnerung an Luthers Pilgerreise nach Rom 1510 (Rückkehr 1511).
In diesem Jahr sollte aber vielleicht auch mal in ganz anderer Richtung über den Tellerrand geschaut werden:
Meine Pilgergeschichte begann 1980 mit den Erlebnissen auf der Wallfahrt von Warszáwa nach Częstochówa (noch nicht so richtig ahnend, welche politischen Veränderungen sich in dem Land abzeichneten – geschweige denn die Folgen vorherzusehen!!!) Erst im Nachhinein wurde auch mir klar, daß nicht nur bei den vielen polnischen Pilgern unserer Gruppe, sondern auch bei den Menschen im Land selbst Vieles in Be- (Weg) -ung geraten war.
Die Geschichte hat beispielhaft gezeigt, wie unsere beiden Länder auf verschiedene Weise immer wieder in Konflikte verstrickt waren. Das Gedenken im letzten Jahr an an den Kriegsausbruch vor 60 Jahren und dessen verheerende Folgen soll unser Gewissen wachhalten, nicht wieder in alte chauvinistische Denkmuster zu verfallen.
Im Jahr 2010 möchte ich – anhand besonders denkwürdiger historischer Bezüge – zum einen besonders daran erinnern, daß so mancher Konflikt zwischen Polen und Deutschland tieferliegende Wurzeln hat und andererseits dankbar Rückschau halten für eine Entwicklung, die letztlich der Versöhnung und dem Frieden zwischen beiden Völkern zum Segen wurde.
1. Der 600. Jahrestag der Schlacht von Grunwald und Tannenberg (am 15.7. 1410). In dieser Schlacht wurde der Deutsche Orden von dem vereinigten polnisch – litauischen Heer vernichtend geschlagen. Dieses Datum war Anlaß für Romane und Filme, die mehr oder weniger jeweils die eigene Seite heroisieren bzw. die Gegenseite dämonisieren sollten. Ein Ergebnis, das in der deutschen Geschichte desöfteren die Versuchung nach Revanche wach rief. Mehrere Teilungen seitens der früheren Nachbarn, Nationaler Überheblichkeitswahn auf deutscher Seite und die Abschreckungspolitik der Machtblöcke in der Zeit des Kalten Krieges vermochten es nicht, ein tief von Glauben und Volksfrömmigkeit geprägtes Volk zu demütigen.
Und erst recht keine dummen Witze bei uns hier in Ostzeiten konnten GOTTes Drehbuch der Versöhnung und des Friedens unter einst verfeindeten Nationen beeinflussen. Was für ein Bild würden die Kirchen, christliche Frömmigkeit und Nationalbewußtsein dieses Landes sonst abgeben, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die viel riskiert haben: wie der Adalbert v. Prag, Brun v. Querfurt, Jadwiga, Nikolaus Kopernikus, Maximilian Kolbe, Jerzy Popieluzsko, Karol Woytila, die Werftarbeiter von Gdansk oder die Menschen von Nowa Huta – nicht zu vergessen – so mancher Herrscher und Politiker, dem die Treue zu Gott und zum eigenen Volk und letztlich die Versöhnung zwischen den Nationen wichtiger war als der persönliche Vorteil.
Tysięcy dzięki,“pielgrzymów“Papież Jan Paweł pobłogosławił
(Tausend Dank, seliger „Pilger“, Papst Johannes Paul!)2. Der Todestag des (schon jetzt für viele seiner Landsleute als selig verehrten) Papstes Johannes Paul II. jährt sich am Karfreitag, 2. April zum fünften Mal. Im Jahr 2005 waren genau an dem Tag Teilnehmer des Samstagspilgerns in Mitteldeutschland zwischen Horburg (ehem Marienwallfahrtsort b.Leipzig) und Merseburg unterwegs. Es war ein eindrücklich schöner Frühlingstag und alle sind in dem Bewußtsein gepilgert, für einen einst unermüdlichen (nunmehr im Sterben liegenden) Pilger zu beten und ihm zu gedenken. Das wurde dadurch noch unterstrichen, daß katholische wie evangelische Geistliche zu den Stationsandachten auf ihn Bezug nahmen, – eine ganz neue Erfahrung von Ökumene wurde bezeugt.
Nachdem wir im letzten Jahr dankbar zurückgeschaut haben auf 20 Jahre Wende, Fall der Mauer, Fall des „Eisernen Vorhangs“, Fall der menschenverachtenden Diktaturen im Ostblock, möchte ich in diesem Jahr alle die polnischen Brüder und Schwestern nicht vergessen, die (außer Johannes Paul II.) dafür „gearbeitet“ haben oder „gepilgert“ sind, um (- nicht nur für uns! – ) weit mehr als nur „die Kastanien aus dem Feuer zu holen“!
Tysięcy dzięki, drodzy polskich sąsiadów!
(Tausend Dank, liebe polnische Nachbarn!)Als am 15.August 1980 die gemischt sprachige Pilgergruppe 17, in der auch ich dabei war, kurz vor Czestochowa, auf dem „Berg der Versöhnung“ ankam, konnte man zum ersten Mal den schlanken Kirchturm des Jasna Gora (Heller Berg) erkennen. Viele von uns knieten angesichts dieses Augenblicks erfürchtig nieder. Die meisten Pilger umarmten sich und man tauschte sich die Texte des „Oyce nas“, des „Vaterunser“ in der jeweiligen Landessprache aus. Dann wurde die alte Hymne „Bogurodzica“ angestimmt. Man merkte deutlich: Festhalten an Glaubentreue und Nationalbewußtsein, Abstreifen alter Ressentiments – Bereitschaft zur Versöhnung und Aufbruchstimmung charakterisierten diesen Augenblick, den man nicht so schnell vergißt.
Einst wurden die „Bogurodzica“ und „Christ ist erstanden“ vor Beginn der Schlacht 1410 angestimmt. Das erstere bescherte Polen und Litauen den wohl verdienten Sieg, das zweite erteilte Stolz und Überheblichkeit eine klare Absage und dem Deutschen Orden und seinen Verbündeten eine vernichtende Niederlage.
Heute möchte ich beide Lieder gerne als Versöhnungslieder singen mit der Bitte, daß GOTT unsere beiden Völker in friedlicher Nachbarschaft erhalten möge.
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Polens alte Nationalhymne – die „Bogurodzica“ (13.Jh. oder älter?)
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ist ein alter Mariengesang, der (- ähnlich wie die Ikone der „Schwarzen Madonna“- ) in seinem Textgehalt aus der byzantinischen Tradition herstammt. Andere Quellen erwähnen ihn als Dichtung des Heiligen Adalbert von Prag, der bei der Pruzzenmission ums Leben kam.
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dieser Gesang wurde u.a. auch von den Vertretern des polnischen Heeres und seiner Verbündeten vor der Schlacht bei Grunwald und Tannenberg 1410 angestimmt. (Roman v. H. Sienkiewicz)
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Seine Übersetzungen bergen Textelemente, die manchen Formulierungen abendländischer Marien-Antiphonen sehr ähneln, allerdings auch durch die Erwähnung des Täufers Johannes ein typisch orthodoxes Ikonenmotiv, das der Deesis (Maria und J.d.T. im Fürbittgestus links und rechts von Christus) aufgreifen. Der Begriff „Gospodz“ ist noch das alte kirchenslawische Wort für „Herr“. Heute ist im Polnischen üblich „pan“ für „Herr“ zu sagen.
Hier der Versuch einer Übersetzung (G. Streicher):
Gottesgebärerin, Jungfrau – von GOTT verherrlichte, Maria, – bei deinem Sohn, dem Herrn, erwählte Mutter Maria sei uns Fürsprecherin und Mittlerin; Kyrie eleison(!)
Um DEINES Täufers willen, GOTTgleicher, erhöre die Stimmen und erfülle die Sinne der Menschen, höre das Gebet, welches wir tragen und Du wollest angemessen geben, worum wir bitten: in der Welt in GOTT zu wandeln, und nach dem irdischen Leben das Paradies. Kyrie eleison.
(Übersetzung so weit die Strophen bekannt sind! – das Lied ist vermutlich noch länger!)